Wilfried ,Schrolli' Schroeder - Die Kunst malen zu können...

Kleines Vorwort

Hin und wieder haben Sie vielleicht bei einigen meiner Veröffentlichungen den Namen Wilfried ,Schrolli' Schroeder gelesen. Er hat für etliche Illustrationen gesorgt und den einen oder anderen Beitrag geschrieben. Wir kennen uns seit mehr als 60 Jahren. Lange Zeit habe ich Wilfried aus den Augen verloren, bis wir uns per Zufall wiedergetroffen haben.

Wilfried ,Schrolli' Schroeder mit seinen Bildnissen von Franz A. Homoet und Henning Stoffers
Wilfried ,Schrolli' Schroeder mit seinen Bildnissen von Franz A. Homoet und Henning Stoffers

Über sein Leben und wie Wilfried zur Malerei kam, wird in diesem Beitrag erzählt.

 

Manche Menschen begleiten unser Leben viele Jahrzehnte - hin und wieder auch mit langen Unterbrechungen - so auch mein Freund Schrolli. Als 12-Jähriger habe ich ihn kennengelernt. Es werden vielleicht 2 Jahre gewesen sein, die wir als Schüler zusammen verbrachten.
Ich erinnere mich besonders an die Sportstunden, in denen wir Ringen übten. Ich war voller Stolz, den einen Kopf größeren Wilfried hin und wieder auf die Matte niedergezwungen zu haben. Es war wie David gegen Goliath.
Bildnis Meryl Streep
Bildnis Meryl Streep
Bildnis Franz Kafka
Bildnis Franz Kafka

Die Wege trennten sich. - Um 2005, als ich über den Schlossplatz zum Büro radelte, fiel mir immer wieder ein sich angeregt unterhaltendes Fußgänger-Pärchen auf. Sie klein und zierlich, er sehr groß im langen Mantel. Sein Gesicht weckte in mir schwache Erinnerungen...  Wilfried?

 Ja, er war's mit seiner Frau Ingrid. Sie waren unterwegs zu ihren Arbeitsstellen, er zur Chirurgischen Klinik, sie zum Institut für Anatomie.

 

Nach einem halben Jahrhundert führten die Wege wieder zueinander... Es war so, als wären wir nie getrennt gewesen. Die alte Vertrautheit bestand sofort wieder.


Wilfried Schroeder über seine Malerei

In der frühen Kindheit wurden die Weichen für mein künstlerisches Schaffen gestellt.

Auf Spaziergängen mit den Großeltern zeichnete mein Großvater mit seinem Gehstock fast immer ein Pferd in den Sandboden. Noch heute erinnere ich mich gerne an diese unbeschwerte Zeit.

Luke Kelly - Sänger Irish Folkmusik
Luke Kelly - Sänger Irish Folkmusik

Als mein Onkel Karl-Heinz 1950 starb, er war Studienassessor am Gymnasium Paulinum mit den Fächern Mathe, Sport, Biologie, bekam mein Vater als Zwillingsbruder einen Teil seines Nachlasses. Neben Möbel waren es viele Mathematik-, Botanik- und Zoologiebücher. Beim Durchblättern der Tierbücher war ich motiviert und begeistert, mal die schönen Tierzeichnungen zu kopieren. Da war ich 7 Jahre alt. Eine Abbildung zeigte „Seehunde am Strand“.


Die Formen schienen mir leicht nachzuzeichnen. Danach wagte ich mich an die „Löwen in der Steppe“. Die malte ich auf einen Kladdendeckel. Das Original sah natürlich viel schöner aus.
Mit 14 Jahren schenkte mir meine Mutter zu Weihnachten einen Ölfarbkasten mit Pinseln und Malpappen. Schwierig, schwierig, das mit diesen Farben. Den Kasten habe ich heute noch. Er diente später als Flohmarktkasse. Mein Freund Willi hatte ein Jahr später auch einen Farbkasten. Wir malten wild drauf los. In Spachteltechnik Heidelandschaften, Wassermühlen, Stierkämpfe. Material kauften wir bei der netten Frau Von der Beeck am Mauritztor. Das Geld dafür verdiente ich auf dem Bau.

Bildnis Ferdinand Eimermacher
Bildnis Ferdinand Eimermacher

1969 bestand ich die Aufnahmeprüfung an der ehemaligen Werkkunstschule, Fachhochschule für Design, heute Münster School of Design. Examen 1973.

Meine beruflichen Stationen: Werbeabteilung für pharmazeutische Produkte, Werbeagentur und Selbständigkeit. Zuletzt war ich bis zur Pensionierung  Medizinischer Illustrator an der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am UKM bei Prof. Dr. Hermann Bünte und Prof. Dr. Dr. hc. Norbert Senninger. Bei all den beruflichen Aufgaben habe ich nie die Malerei aus den Augen verloren.

 

Die Portraitmalerei interessierte mich. Die ersten Aufträge vermittelte mir der Galerist Eberhard Schnake. Mutig geworden fragte ich Prof. Bünte, ob ich ihn mal malen dürfte. Kein Thema. Später sagte er einmal zu mir: „Herr Schröder, wir sind doch Freunde“.

Es folgten viele Bildnisse, die ich von Freunden und bekannten Frauen und Männern malen durfte.

Bildnis Alfred Hitchcock
Bildnis Alfred Hitchcock

In den 1960er Jahren waren mein Freund Willi und ich ganz vernarrt in Elvis. Mit Buntstiften zeichnete ich mein Idol und schickte das Bild nach Bad Nauheim, wo er gerade seinen Wehrdienst leistete. Tatsächlich erhielt ich eine Fotokarte mit den Worten: „Many Thanks for Your Drawing. Best Wishes. Sincerely Your  Elvis Presley.“ Leider habe ich die Karte heute nicht mehr.


Ich wollte immer auch mal Menschen aus Musik, Film oder Literatur malen, die ich gut fand und bewunderte: unter anderem Elvis, Luke Kelly, den „Red Hair Minstrel Boy“ Spencer Tracy, Meryl Streep, Barbra Streisand, Franz Kafka, Käthe Kollwitz.

 

Die Irish Folkmusik lernte ich näher kennen und schätzen, als ich mit meinem holländischen Freund Eddy eine Tramptour durch die Republik Irland machte.

Auf  Wunsch meines lieben Freundes Henning malte ich auch Personen aus unserer schönen Stadt Münster. Bezugnehmend liegt das ja auf der Hand. Es werden sicher nicht die letzten Bildnisse sein.

Bildnis Charles Laughton als Quasimodo
Bildnis Charles Laughton als Quasimodo

Im Gespräch

Wie arbeitest Du das Besondere eines Menschen heraus?
Es ist von Vorteil, wenn ich einen Menschen persönlich kenne. Dann weiß ich, welche Wesensart er hat und kann mich bei einem Bildnis darauf einstellen. Dann beim Malen konzentriere ich mich auf die Pinselstriche, um das Wesentliche des Gesichtes hervorzuheben.

Bildnis Opa Heinrich Heckmann*
Bildnis Opa Heinrich Heckmann*

Viele Arbeitsgänge sind notwendig und es müssen Malpausen eingehalten werden, damit die Farbe Zeit hat, anzutrocknen. Bei Fremden verlasse ich mich auf meine Intuition und versuche, den Gesichtsausdruck zu deuten.

 

War Dir das Malen in die Wiege gelegt?

Ja, das wird wohl so sein. Auf dem Paulinum hörte ich von meinen Lehrern oft den Satz:

,Schröder, setzen, sechs!' Da war es eine Freude, wenn ich Zeichenunterricht bei unserem Kunsterzieher Franz Arnold ,Fränzchen' Homoet hatte. Bei ihm konnte ich mich entfalten, denn das Einzige, was ich wirklich gut konnte, war Malen.

 

Auf einem Elternsprechtag sagte Herr Homoet, der auch ein bekannter Maler war, zu meiner Mutter: ,Zeichnen und Malen kann er, aber die Griechischarbeiten kann ich ihm nicht abnehmen, die muß er selber schreiben.'

 

Im Schuljahr darauf musste ich solche Arbeiten nicht mehr schreiben. Paulinum ade!

*Heinrich Heckmann war zur Amtszeit von Oberbürgermeister (1920-1932) Dr. Georg Sperlich mitverantwortlich für den Bau der Annette-von-Droste-Hülshoff Jugendherberge bei Nottuln. Mit 70 Jahren ging er Ende 1945 als Direktor der Stadthauptkasse in den Ruhestand.

Professor Hermann Landois
Professor Hermann Landois

Werden nur Menschen portraitiert, zu denen Du positiv stehst?
Nicht nur. Denn es gibt auch Auftragsarbeiten. Ein Beispiel: Da wollte die Enkelin eines Schnapsherstellers aus Gütersloh ihre Großeltern gemalt haben. Es gab nur eine weniger gute Vorlage.

 

Aber es gibt auch Köpfe, die ich immer schon mal malen wollte. Ich denke da an Luke Kelly, den irischen Sänger der Folkgroup „The Dubliners“. In Irland singen die Menschen Balladen, Rebellen- und Sauflieder. Meine Musik. Auf keinen Fall male ich einen Despoten oder andere mir unsympathische Figuren, das geht mir gegen den Pinselstrich.

 

Vier Ordinarien der Klinik für Allgemeine Chirurgie sind auf Leinwand zu sehen und hängen jetzt im Hörsaal. Viele Personen kannte ich nicht. Aber alle Portraits habe ich gerne gemalt.

Bildnis Schauspieler  Rainer-Christian ,Busso' Mehring
Bildnis Schauspieler Rainer-Christian ,Busso' Mehring

Gibt es Ausnahmen? Zum Beispiel Donald Trump?
Was sollte ich mit einem Bildnis von Donald Trump oder anderen Komikern. Das wäre Farbverschwendung. Keiner wollte solche Bilder haben. Außerdem gibt es Hunderte Karikaturen dieser Spezies. Ausnahmen? Wohl kaum. Wäre reine Zeitverschwendung.

 

Wie hältst Du es dagegen mit zeitkritischen Grafiken?
Wenn sie gut gemacht sind - wie beim Designer Klaus Staeck - und nicht diskriminierend sind, warum nicht? Anders sehe ich ein großes Gemälde auf der Dokumenta in Kassel  kritisch, wo antisemitische Elemente eingebaut waren. Solche Bilder müssen aus einer Ausstellung entfernt werden. Habe mal in diesem Zusammenhang alle Stolpersteine Münsters fotografiert und der Villa ten Hompel zur Verfügung gestellt. - Digitale Grafiken über Ereignisse in der Welt produziere ich aber auch sehr gerne selber.

Bildnis Barbra Streisand
Bildnis Barbra Streisand

Welche Maltechnik wird bevorzugt?
Ganz klar bevorzuge ich die Maltechnik mit Ölfarben. Meine Schubläden sind voll mit Tuben aller Größen. Es ist ein wundervolles Erlebnis, wie die Farben reagieren und ihre volle Leuchtkraft entwickeln. Nicht nur Pinsel, auch Malspachtel kommen zum Einsatz. Ganz wichtig ist der Gebrauch mit meinen Fingern. Damit erreiche ich feinste Übergänge. Aquarell-, Acryl- und Gouachfarben habe ich aber auch.

 

Was bereitet Dir besondere Freude?

Es ist für mich und meine Frau Ingrid ein großes Glück, in der Klosteranlage der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung in Pluggendorf wohnen zu dürfen. Veranstsaltungen wie Gottesdienste, Gespräche in der Parkanlage oder gemeinsames Singen - die Schwestern nennen es Singen auf dem Dorfplatz - gehören zu unserem Leben in der klösterlichen Gemeinschaft.

 

Ein Wort zu Deiner Heimatstadt Münster?

In dieser Stadt habe ich in all den Jahren viele gute und interessante Menschen kennenlernen dürfen. Münster ist mein Lebensmittelpunkt.

 

Ein Wunsch?

Meine Frau und ich hoffen, dass wir noch lange gesund auf dieser Erde wandeln können. Aber dieses wird höhererseits entschieden...


Ein Schlusswort

Bildnis Clemens August Kardinal Graf von Galen
Bildnis Clemens August Kardinal Graf von Galen

Wilfried ist ein in sich ruhender Mensch. Er erlebte als Kind hautnah den Tod der Großmutter und die Demütigungen von Lehrern und vom Vater. Dennoch hinterlässt Wilfried den Eindruck von - vielleicht scheinbarer - Unversehrtheit.

 

Trotz Widrigkeiten konnte er seinen Weg erfolgreich gehen. Glückliche Fügungen und seine ausgeprägte künstlerische Begabung haben dazu beigetragen. Davon zeugen seine Bilder.

 

Voller Humor und Fröhlichkeit sind seine Dönekes, die er am laufenden Band erzählt, dass er kaum zu stoppen ist. Im Tiefsten seines Herzens aber ist Wilfried ein durchaus ernster Mensch.

 

Mehr über Wilfried Schroeder: Klick

Bildnis Margaret Rutherford als Miss Marple
Bildnis Margaret Rutherford als Miss Marple

Bilder-Galerie