Liebe Leserin, lieber Leser,

erinnern Sie sich an an das kleine, aber feine Lokal auf der Rothenburg mit den zwei Buchstaben ,ff'? Am 30.3.2002 schlossen sich für immer die Türen, denn die neuen ,Münster-Arkaden' sollten auf dem alten Sparkassengelände zwischen Ludgeristraße und Rothenburg entstehen.

 

Ich hatte Franz-Julius Feldhaus (Sohn des 2011 verstorbenen Franz Feldhaus) gesprochen, ob nicht einmal über das ,ff' geschrieben werden sollte. Es wäre doch schade, wenn die Geschichte des Lokals in Vergessenheit geraten würde.

 

Mit seiner freundlichen Unterstützung  ist dieser Beitrag entstanden. Aus einem großformatigen Fotoalbum konnten  die Bilder für diesen Betrag entnommen werden.

 

Besonders zu erwähnen ist Dr. Burkhardt Budde, der als langjähriger Gast des Lokals viel erzählen konnte.


Das ,ff' - Geschichte des Café-Restaurants

Wie das ,ff' entstand

Franz Feldhaus (1920-2011) war langjähriger  Chef des Traditionsgasthauses Stuhlmacher auf dem Prinzipalmarkt. Als er 1977 die Idee hatte, ein weiteres Lokal in der Sparkassen-Passage zu eröffnen, war er bereits 57 Jahre alt. Was ihn daran gereizt haben mag, lässt sich heute nur noch erahnen. Vielleicht wollte er sich einen Lebenstraum erfüllen, neben seinem Stuhlmacher eine weitere, ganz besondere Lokalität zu schaffen.

Weinhaus Steiner Kakadu
Weinhaus Steiner Kakadu
Einwohnerbuch 1939
Einwohnerbuch 1939
Franz Feldhaus 2002
Franz Feldhaus 2002

Der Eingang zum Lokal
Der Eingang zum Lokal

Ganz sicher hat ihn aber das Weinhaus Steiner ,Kakadu' inspiriert, das in den 1920er bis in die frühen 1940er Jahre an gleicher Stelle in der Sparkassen-Passage ansässig war. Genau hier sollte seine neues Lokal entstehen.

 

Die Pläne der Innenarchitektur stammten von dem während der Bauphase verstorbenen Kurt Diening. Die Arbeiten wurden unter der Aufsicht des Architekten Wolfgang Pohlmann zusammen mit Helmut Landmeyer zum Abschluss gebracht.

 

Franz Feldhaus sprach im kleinen Kreis der geladenen Gäste von einem ,wohlgeratenen Kind', als am 23.11.1977 die Eröffnung war. Die Anwesenden waren begeistert und voll des Lobes. Sie widersprachen Franz Feldhaus aber und machten aus dem ,wohlgeratenen Kind' ein ,Prachtkind'.

von links: Margret Feldhaus und Gerdi Greve
von links: Margret Feldhaus und Gerdi Greve

Das Lokal bot 60 Personen Platz und war aufs Feinste ausgestattet. Für den Fußbodenbelag war eine hochwertige Auslegware im Schottenmuster gewählt worden. Die lederbezogenen Stühle und Chaiselongues boten den Gästen beste Bequemlichkeit. Alles sollte zum Wohlgefühl der Gäste beitragen, so wünschte es Franz Feldhaus.

 

Eine große Auswahl heimischer und internationaler Getränke und verschiedene Kaffeesorten an der Kaffeebar verwöhnten jeden Gast. Daneben kamen mehrere Biersorten zum Ausschank.

Speise- und Getränkekarte aus dem Jahre 2002
Speise- und Getränkekarte aus dem Jahre 2002

Auch für das leibliche Wohl sorgte die Küche. Angeboten wurden Salate, Suppen, Toastspezialitäten und eine Auswahl von Tellergerichten.

Tanja Beckmann und Mutter Marie-Louise Rogge
Tanja Beckmann und Mutter Marie-Louise Rogge
Franz Feldhaus und Marie-Louise Rogge
Franz Feldhaus und Marie-Louise Rogge

Warum das Lokal die Bezeichnung ,ff' erhielt, ist einfach zu beantworten. Zum einen sind es die Initialen von Franz Feldhaus, zum anderen bezeichnet das Kürzel beispielsweise eine sehr feine Ware. Auch ist es die Abkürzung von forte fortissimo.

25 Jahre gepflegte Gastlichkeit im ,ff'

von links: Klaus Bisek und Klaus Eversberg
von links: Klaus Bisek und Klaus Eversberg
von links: Franz Feldhaus, Jost und Margret Springensguth und Dr Burkhard Budde
von links: Franz Feldhaus, Jost und Margret Springensguth und Dr Burkhard Budde

Schwiegertochter Jutta, Enkel Franz-Ludwig und Opa Franz Feldhaus
Schwiegertochter Jutta, Enkel Franz-Ludwig und Opa Franz Feldhaus

Eigentlich wollte Franz Feldhaus das ,ff' als Tagesbar führen. Aber dafür war Münster zu klein. So lag der Schwerpunkt des Gastbetriebes in den Abendstunden.

 

In den 25 Jahren des Bestehens bildeten sich unter den Gäste etliche Freundeskreise. Man kannte sich, der Feierabend wurde gemeinsam verbracht, und fast keine Gelegenheit wurde ausgelassen, um zum Beispiel einen Geburtstag zu feiern.

 

Münsters Filmstar Ruth Leuwerick war oft im ,ff' und bedauerte, dass es so etwas nicht in München gäbe. Damit brachte sie ihre Wertschätzung zur münsterschen Lokalität zum Ausdruck.

rechts Dr. Burkhardt Budde
rechts Dr. Burkhardt Budde

Da gab es zum Beispiel den Herren-Stammtisch Matterhorn, der im ,ff' seinen angestammten Lieblingsplatz hatte. Vom Café Schucan verlegte sich der Stammtisch im Jahre 1977 ins ,ff', um nach 25 Jahren zu Stuhls zu wechseln.

 

In einem Zeitungsartikel erinnert sich Franz Feldhaus spöttisch an die ,Mottenfiffis'. Es waren Damen, die im Nerzmantel das ,ff' besuchten. Sein kleines Lokal bezeichnete er als Werk II - das Stammhaus Stuhlmacher war das Werk I. Zwischen beiden Werken wechselteFranz Feldhaus  jeden Tag hin und her.

 

Als am Karsamstag 2002 sein ,ff' für immer schloss, hoffte er, dass viele seiner Gäste ins ,Mutterhaus Stuhls' zurückkehren würden. Sie kamen zurück...

 

Ein Angebot, sein Lokal im Kellergeschoss der neuen Arkaden weiter zu betreiben, war für ihn keine Alternative. In einen Keller würde er nie ziehen...

 

Der gesamte Gebäudekomplex zwischen Ludgeristraße und Rothenburg wurde abgerissen. Die neuen Münster-Arkaden konnten 2006 fertiggestellt werden.

 

Von dem ,ff' sind keine Spuren mehr zu finden. Nur die Erinnerungen sind geblieben.


Erinnerungen

Mit Reinhard ,Moses' Janotta hatte ich mich im Stuhls verabredet. Er war mit Franz Feldhaus viele Jahre befreundet und kann als langjähriger Gast des ,ff' erzählen, wie es zur Namensgebung kam.

 

Moses gehört zum Urgestein des münsterschen Karnevals und war im Jahr 1972 Karnevalsprinz ,Moses'. Diesen Spitznamen trägt er seit seiner Jugendzeit. Reinhard Janotta wohnte damals im Herz-Jesu-Viertel und spielte mit anderen Jugendlichen Tischtennis. Sie sagten, er würde wie ein Prophet spielen, und so war sein Spitzname ,Moses' in die Welt gesetzt.

Moses erzählt, wie es zur Namensgebung ,ff' kam

Reinhard ,Moses' Janotta
Reinhard ,Moses' Janotta

Wir waren 1977 von der Brauerei Hacker-Pschorr zum Oktober-Fest nach München eingeladen worden. Bei herrlichem Wetter gingen wir in der Kaufingerstraße spazieren, als Franz sagte, er wüsste immer noch nicht, wie das gerade fertiggestellte Lokal heißen soll. Einige Namen hätte er bereits verworfen, aber jetzt sei es höchste Zeit, eine Bezeichnung zu finden.

 

Ich schaute ihn an. Er trug ein weißes Hemd, an dessen Kragen und im oberen linken Brustbereich seine Initialen ,ff' gestickt waren. ,Wie wär's, wenn Du Dein Lokal einfach ,ff' nennen würdest?' fragte ich spontan. Deutlich war zu merken, wie es in seinem Kopf rackerte. Aus anfänglicher Ablehnung spürte ich, wie  er sich langsam immer mehr an dem Gedanken erwärmte, eine solche ungewöhnliche Bezeichnung für sein ,wohlgeratenes Kind' zu übernehmen. - Der Name ,ff' war aus der Taufe gehoben.

 

Viele frohe Stunden haben ich dort im Kreise meiner Freunde verleben dürfen. Wie gern denke ich an die schönen Jahre im ,ff' zurück und wünschte, das Lokal würde es heute noch geben.


Quellen

WN 23.11.1977 un WN 29.2.2002

Abbildungen: Franz-Julius Feldhaus

Text: Henning Stoffers