im April 2025

Liebe Leserin, lieber Leser,

Foto: Henning Stoffers
Foto: Henning Stoffers

Hans-Peter Boer kenne ich seit rund 50 Jahren. Anfangs waren unsere Treffen eher zufälliger Natur. So erinnere ich mich an einen von ihm geleiteten geschichtlichen Rundgang durch sein Heimatdorf Nottuln. Es war ihm schon damals wie auf den Leib geschrieben, engagiert, begeistert und mit Herzblut geschichtliche Themen zu erforschen und zu präsentieren. Neben seiner beruflichen Karriere fand er ein weiteres kreatives Betätigungsfeld, nämlich eine Krimiserie im münsterländischen Umfeld zu schreiben.

 

Je älter wir wurden, umso mehr waren es  die gemeinsamen Interessen, die uns hin und wieder zusammenführten. Nun sind wir in einem Alter, in der es an der Zeit ist,  Rückschau zu halten.

 

Ich freue mich besonders, mit Hans-Peter (kurz HP) Boer eine Persönlichkeit gefunden zu haben, mit der ich die Reihe ,Ganz persönlich...' abschließen kann.


Hans-Peter Boer: Wissen, Eloquenz und Begeisterung

Elternhaus und Kindheit

HP 1955
HP 1955

1949 wird Hans-Peter in Nottuln als Sohn von Hermann und Elisabeth Boer geboren. Zur Familie gehören vier weitere Geschwister. Sein Geburtshaus, eine Bäckerei, liegt im Schatten der St. Martinus- Kirche. Die Familie ist  in Nottuln nachweislich seit Mitte des 17. Jahrhunderts fest verankert. Die Boers sind bodenständig, konservativ und katholisch.


Nottuln ist in jener Zeit ein kleines Dorf mit 6.000 Einwohnern. Man kennt sich. In den Jahren 1955 bis 1960 besucht HP die Nottulner Volksschule. Er ist beeindruckt von seiner ersten Lehrerin Cornelia Weiligmann. Ihr folgt nach einem Jahr Andreas Materna, ein Ermländer, der als Ostflüchtling auf eine faszinierende Weise münsterländische Heimatkunde vermittelt.


Diese frühen Schuljahre prägen HP für sein späteres Leben. Der Grundstein für seine berufliche Ausrichtung wird gelegt.

Aus HPs Erinnerungen: Kindheit

Es war eine ganz andere Zeit - wie ein versunkener Garten. 1939 hatte Nottuln nur 4.000 Einwohner. Nach dem Krieg schwoll die Zahl durch die vielen Flüchtlinge auf 6.000 an. Man kannte sich untereinander. Bindeglied fürs Zusammenleben waren insbesondere Kirche und Vereine, wie zum Beispiel der Schützenverein. - Bei uns gab es einfache Regeln. Wenn der Küster zum Angelus läutete, mittags um 12 und abends um 18 Uhr, musste ich zuhause sein. Morgens ging es früh aus den Federn, wie es in Bäckereien üblich ist. Und eines darf ich nicht vergessen zu erwähnen: ich wuchs in einem zweisprachigen Umfeld auf, hörte von Kindesbeinen an Hoch- und Plattdeutsch.

Gymnasium Paulinum

HP mit Familienhund 1968
HP mit Familienhund 1968

Nach Besuch der Volksschule wird überlegt, ob HP aufs Gymnasium nach Coesfeld oder nach Münster geht. Die Entscheidung fällt leicht, denn die Familie Boer hat einen starken Münster-Bezug. Neben bestehenden verwandtschaftlichen Bindungen hat Vater Hermann hier in den 1920er Jahren sein Bäckerhandwerk erlernt. HP wird am humanistischen Gymnasium Paulinum angemeldet, was sich als Glücksfall für seinen persönlichen und beruflichen Werdegang herausstellt.
 
Nun ist HP neun Jahre lang ein sogenannter ,Fahrschüler'. Eine Klasse muss wiederholt werden, was aber nicht weiter auffällt. Zwei Kurzschuljahre „tarnen“ bis heute den Vorgang.
 
Zwei Lehrer haben ihn besonders gefördert und geprägt. Da war Richard Tybus, der mit einem weiten Herzen für junge Menschen ausgestattet war, nämlich nicht alles verstehen zu wollen oder zu müssen. Rainer Spieker, sein Griechischlehrer, vermittelet ihm die Grundlagen des wissenschaftlichen Denkens und des philologischen Arbeitens.

In Rom am Trevi-Brunnen, Mai 1968
In Rom am Trevi-Brunnen, Mai 1968
Mit Jugendfreund im Gasthaus „Jans in’n Holschken“ 1968
Mit Jugendfreund im Gasthaus „Jans in’n Holschken“ 1968

In der Oberstufe ist ein weiteres prägendes Erlebnis eine zehntätige Fahrt nach Rom. Daher rührt seine ausgeprägte Italienliebe und Rombegeisterung. Als Leiter von Reisegruppen führen ihn immer wieder die Wege nach Italien und besonders nach Rom.

PH Münster und Lehramtsanwärter

um 1974
um 1974

Sein Studium an der Pädagogischen Hochschule in Münster (Grund- und Hauptschullehrer) geht HP ganz pragmatisch an. Er möchte nicht allzu lange warten, um finanziell abgesichert und sozial verankert zu sein. Dafür ist das nur sechssemestrige Studium an der PH bestens geeignet. Außerdem besteht in jener Zeit ein akuter Lehrermangel, der die Berufschancen deutlich verbessert.


In den Semesterferien arbeitet HP bei der Post Nottuln als Landzusteller. In diesen Jahren ist er auf dem Baumberg und in Stevern und anderen Außenbezirken unterwegs, lernt die Leute auf ihren Höfen kennen und knüpft den einen oder anderen Kontakt. Man spricht miteinander wieder viel Plattdeutsch.


Nach dem 1. Staatsexamen tritt er seine erste Stelle in Billerbeck an. Es folgen von 1974 bis 1981 - das 2. Staatsexamen ist bestanden - Gescher und Coesfeld.


Die häufigen Stellenwechsel liegen ihm. Er ist kein Freund von einem statischen Berufsweg: hier geboren, hier zur Schule, hier zur Uni, hier die Anstellung usw. Nein, der stete Wandel hat für ihn seinen Reiz.

Zweitstudium Uni Münster, Ratsgymnasium, Mühlenhof, Senden

Es zeichnet sich ab, dass auf Dauer die Hauptschulen keinen Bestand mehr haben werden. Die politischen Weichenstellungen lassen dies erahnen. Das ist für HP der Grund, in den Jahren 1976-1980 ein Zweitstudium der Sekundarstufe 1 aufzunehmen. Inzwischen Beamter auf Lebenszeit wechselt er 1981 zum Ratsgymnasium in Münster.

Mit Leib und Seele Lehrer. HP mit Schülern 1996 (Foto: Ralf Schäfer)
Mit Leib und Seele Lehrer. HP mit Schülern 1996 (Foto: Ralf Schäfer)

Seine vielfältigen Interessen halten ihn davon ab, eine Dissertation abzuschließen. Das gewählte Thema: Geschichte der Landschulen im Hochstift Münster von 1571 bis 1803. Zumindest hat er mit dem Gedanken gespielt. Aber dies wäre ein großes Thema, das ihn über Jahre beschäftigt und gebunden hätte. So ist lediglich das Anfangskapitel mit 130 Seiten als e-Book erschienen.


1982 lässt sich HP vom Schuldienst beurlauben, um Chef des Mühlenhofs in Münster zu werden. Hier geht es um eine dringende Neuausrichtung des Museums. Ein Konzept für das künftige Bestehen dieser Einrichtung ist zu erarbeiten. Theo Breider, der Gründer des Mühlenhofs, zieht allerdings weiter im Hintergrund die Fäden. Ein positives Erlebnis ist dagegen das Kennenlernen von Tono Dreßen, der voller Kreativität und Solidarität HP zur Seite steht. Lange Jahre sind sie miteinander befreundet. Nach drei Jahren zieht sich HP nach einigen Querelen vom Mühlenhof zurück und ist bis 1996 wieder Lehrer am münsterschen Ratsgymnasium. Von 1996 bis 2005 hat HP eine Lehrerstelle am Gymnasium Senden.


Heute sagt HP, die damaligen Probleme des Mühlenhofs, es geht um Fragen der grundsätzlichen Ausrichtung,  bestehen gleichermaßen auch heute noch - seit 40 Jahren - ungelöst...

Kulturelles Engagement

HP mit Mitgliedern des Kreisheimatvereins Coesfeld 1980
HP mit Mitgliedern des Kreisheimatvereins Coesfeld 1980

Neben seiner Lehrertätigkeit beschäftigt sich HP mit viel Freude und Engagement mit der Nottulner Ortsgeschichte, der Landesgeschichte und der Erforschung des münsterländischen Brauchtums.


Er startet etliche Initiativen, wird zu Projekten hinzugezogen und ist in Gremien und Kultur-Ausschüssen vertreten. Aufgrund der Idee seines Freundeskreises wird zum Beispiel das Sandsteinmuseum in Havixbeck gegründet.


Ein weiteres Projekt begleitet HP mit wissenschaftlicher Unterstützung in seinem Heimatdorf Nottuln. Man führt die technische Möglichkeit wieder ein, die Glocken der Martinus-Kirche mit der Hand zu läuten und so die alten Glockenmelodien wieder erklingen zu lassen.

Aus HPs Erinnerungen: Ich bin ein Geschichtenerzähler

Ich habe immer große Freude am Erzählen. Neben meinen wissenschaftlichen Aufsätzen habe ich auch immer gern Geschichte und Geschichten vorgetragen. Zum Beispiel die wahre Geschichte eines Bauern aus den Baumbergen, der im Jahre 1755 bei der Jagd seine Frau erschossen hat. Viele detailreiche Unterlagen sind erstaunlicherweise über den Vorgang erhalten geblieben. So ist zu lesen, dass der Bauer auch ein Alkoholproblem hatte.

 

Als sein Gutsherr von dem Unglück hört, steckt er ihn kurzerhand unter die Soldaten, die gerade in den Siebenjährigen Krieg zogen. Man hat von diesem Mann nie wieder etwas gehört.


Diese Geschichte erzählte ich an einem Abend im Mühlenhof Mitarbeitern des Landwirtschaftsverlags. Am nächsten Tag rief mich der Verlagsleiter an, ob aus der Geschichte ein Buch gemacht werden könne. Tatsächlich entstand daraus das Buch „Lüninge“, das ein großer Erfolg und „Longseller“ wurde.


Dann dachte ich mir die Geschichte von Kommissar Kattenstroht aus. Es entstand eine achtbändige Krimireihe. In der geht es aber weniger um Morde, mehr um die Lebenswelt im Münsterland. Ich konnte meiner Phantasie freien Lauf lassen und mich zudem auf die Landeskunde stützen ...

Kulturdezernent Bezirksregierung Münster - Abschied

Im Jahr der Verabschiedung als Kulturdezernent 2014
Im Jahr der Verabschiedung als Kulturdezernent 2014

Im Jahr 2005 wird HP gefragt, ob er die Leitung des Kulturdezernates bei der Bezirksregierung Münster übernehmen möchte. Hier liegt die Zuständigkeit für die Landesförderung und Landesinitiativen für Kunst, Kultur und Weiterbildung.

 

Im Rückblick urteilt HP heute, dass dieses Amt bei all seinen Aktivitäten irgendwie auf ihn zugelaufen sei. Dankbar ist er bis heute für die reiche Möglichkeit, verschiedene Kulturprojekte mitgestaltet zu haben, auch für die so fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Team des Dezernates.

 

Zum 1. Mai 2014 geht HP in den verdienten Ruhestand. Die ehrenamtliche Arbeit setzt eer aber fort. So entsteht in Zusammenarbeit mit dem Stadtheimatbund Münster das historische Spektakel „Vivat Pax! – Es lebe der Frieden!“

 

In der Inszenierung von Markus Kopf, dem früheren Oberspielleiter am Theater Münster, wird das szenische Spiel wiederholt präsentiert, auch beim Katholikentag 2018 in Münster.

Pensionär HP mit Patenkind in Rom
Pensionär HP mit Patenkind in Rom


Fragen und Antworten

Wo oder was ist Dein Ruhepol

?Ich habe von Jugend auf die Fähigkeit, mich zurückzunehmen – und dann abzuschalten. (Das aber glaubt mir kaum jemand!  :-)  Das kann – wie Thomas von Kempen schrieb – „met‘ n Bööksken in’n Hööksken“ sein, eine Wanderung allein oder mit Freunden, eine stille Stunde im Landesarchiv, wo man im Lesesaal eine Akte einsieht, in die 100 Jahre niemand mehr geschaut hat, die Terrasse unseres Ferienhauses an der Ho-Bugt im dänischen West-Jütland. Ruhe braucht ein jeder.

Was ist für Dein Wohlbefinden wichtig?
Eine gesunde Mischung von Vita Activa und Vita Contemplativa, also von Aktivitäten und Beschaulichkeit.

Wie gehst Du mit Deiner Parkinsonerkrankung um?
Seit der Diagnose im November 2023 ist mir bewusst, dass ich diesen Dr. Parkinson als lästigen Untermieter nie mehr loswerde. Also wird er tunlichst eingehegt. Ich bin dankbar für eine gute ärztliche Betreuung durch meinen Hausarzt und eine tolle Neurologin im UKM, für meine Selbsthilfegruppe „Ping-Pong-Parkinson“, für das Verständnis und die Solidarität in Familie und Freundeskreis. Zudem macht die Medizin erstaunliche Fortschritte. Warten wir es ab. Aber Dr. Parkinson hat tatsächlich meinen Blick auf das Leben verändert.

Eine Abneigung?
Papierkram wie Steuererklärungen, Versicherungsanträge, unnötig erscheinende  bürokratische Beschäftigungen. Leider.

Welche Persönlichkeit - lebend oder verstorben - hat Dich besonders beeindruckt?
Ignaz-Wessel Reichsfreiherr von Landsberg-Velen auf Haus Steinfurt (1921-2009) war Kreisheimatpfleger im Alt-Kreis Lüdinghausen von 1950-1975, danach bis 1999 im heutigen Kreis Coesfeld. Er war tief verwurzelt in seiner eigenen Familie und ihrer langen Tradition, war an Geschichte und Kultur des Münsterlandes, ganz Westfalens und Europas interessiert. Als Mann hervorragender Bildung war er ein überzeugter Humanist und tiefgläubiger Christ, ein glänzender Kenner und tiefspürender Analytiker von Kunst und Kultur, anerkannt weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. - Und er war mein Förderer, dem ich unglaublich viel verdanke.

Eine Anekdote aus Deinem Leben?

Es war seit den 1930er Jahren allgemeine Ansicht unter Kunsthistorikern, dass Nottulns Ortskern aus dem Büro von Johann Conrad Schlaun gestaltet worden sei, zumindest unter seiner Mitwirkung. Jedoch fehlten die Belege für diese Vermutung.  An einem schönen Ferientag im Jahre 1975  stieß ich im Landesarchiv beim Durchblättern von Rechnungen des Stiftes Nottuln auf die „Spesenrechnungen“, die Westfalens Erzbaumeister den Nottulner Stiftsdamen präsentiert hatte. Ich wollte diese erstaunlichen Funde einem befreundeten Forscher, Ferdinand Pieper, zur Verfügung stellen. Der aber „schleppte“ mich am nächsten Tag zum damaligen Landesdenkmalamt und sorgte dafür, dass Dr. Ulf-Dietrich Korn, der Herausgeber der Schlaun-Studie III, „Schlaun als Soldat und Ingenieur“, meine Funde im Rahmen eines eigenen, von mir geschriebenen  Aufsatzes in den neuen Band aufnahm. Das war ein wichtiger Schritt, in dem ältere Fachmänner einem jungen Interessenten selbstlos Tor und Tür öffneten.

Theo Breider ist der Gründer des Mühlenhofmuseums. Was für ein Mensch war er?
Theo Breider gehört zweifelsfrei zu den bemerkenswerten Gestalten in der westfälischen Heimatarbeit. In seiner ohne Frage markanten Persönlichkeit spiegeln sich Höhepunkte wie Abgründe der Regionalgeschichte des letzten Jahrhunderts. Es wäre wichtig, ihn bald biographisch-wissenschaftlich zu bearbeiten; noch sind viele Zeugnisse und Zeitzeugen greifbar.
 
Hast Du weitere Forschungsideen - Schreibideen?
Dürrenmatt hat mal formuliert: „Im Alter rundet man gerne ab!“ Ich denke darüber nach, aus dem großen Material, das ich über so viele Jahre für eine Dissertation zur münsterländischen Schulgeschichte zusammengetragen habe, den einen oder anderen Aspekt zu  veröffentlichen. Aber: Ich muss das nicht! Eventuell möchte ich noch einmal ein szenisches Spiel zu historischen Themen erarbeiten, wie wir es im Projekt  „Vivat Pax!“ dank der tollen Zusammenarbeit mit dem Regisseur Markus Kopf geschafft haben. Jedoch: Alles ist Kür, nichts ist mehr Pflicht.

 
Deine Forschungen - zum Beispiel über die Schulgeschichte oder Fritz Westhoff alias Longinus - beeindrucken. Hast Du noch Zeit für andere Dinge?
Ja, ich nehme sie mir. Der Ruhestand hat doch seine Vorteile. Wie schon gesagt, ich muss niemandem mehr etwas beweisen, am allerwenigsten mir selbst.
 
Wenn Du nochmals ganz von vorne beginnen könntest, was würdest Du anders machen?

Ich würde mehr und anders lernen, besonders in der Schule. Ein besonderes Augenmerk würde ich dabei auf die sichere Beherrschung von Fremdsprachen legen. Zudem würde ich nicht noch einmal das Erlernen eines Musikinstruments aufgeben.

Ein Wort zu Deinem Heimatdorf Nottuln?
Ich war Nottuln stets tief verbunden, schon durch die eigene Familiengeschichte und das frühe Interesse gerade an lokalen Traditionen. Natürlich hat sich dort alles gewandelt. Mir kommt heute mein Dorf der 1950er Jahre, meiner Kindheit vor wie ein „versunkener Garten“. Die Lieblosigkeit, mit der die Nottulner mit ihrem Dorf und seinem Umfeld umgehen, schmerzt mich. Schon 1975 im ersten „Jahr des Denkmalschutzes“ galt die Losung: „Haus für Haus stirbt Dein Zuhause!“ Ich halte mich aber inzwischen zurück.
 
Wen möchtest Du gern kennenlernen?
Natürlich Johann Conrad Schlaun! --- wenn es denn möglich wäre. Aber aus der aktiven Kulturarbeit z.B. Neil McGregor, den früheren Direktor des Britischen Museums zu London. Dort sah ich 2014 seine überwältigende Ausstellung „Germany – memories of a nation“. Das war vom Ansatz, von der Aussage und von der Didaktik Weltklasse. McGregor war später leitend bei der Konzeption des Humboldt-Forums in Berlin tätig.
 
Welche Perspektiven/Bedeutung hat die Heimatverbundenheit der Menschen?
Heimatarbeit ist Schulung in Verantwortung. Bereiche wie ein Stadtteil, ein Dorf, eine Landschaft, die man gut kennt, nehmen einen Menschen auch in die Pflicht. Somit ist jede Heimatarbeit ganz klar eine politische. Sie verhindert die „Ohne-Michelei“ und nutzt damit dem Gemeinwesen.
 
Ein Wunsch?

In der Enkelgeneration weiß ich sechs Mädchen und acht Jungen, blutsverwandt oder sozial verbunden, deren Wachsen und Reifen ich verfolgen und teils auch begleiten darf. Ich wünsche mir, dies noch lange tun zu können.


Freundschaften und Kontakte

Al banco! Nach 50 Jahren erneut 2018 mit Conabiturienten in Rom
Al banco! Nach 50 Jahren erneut 2018 mit Conabiturienten in Rom
HP mit Ignaz-Wessel Frhr von Landsberg-Velen
HP mit Ignaz-Wessel Frhr von Landsberg-Velen

HP bezeichnet seine Abiturientia von 1969 als seine Lebensfreundschaft. Man kennt sich länger als ein halbes Jahrhundert

 

Daneben bestehen langjährige Mitgliedschaften bei der Geographischen Gesellschaft zu Münster von 1884, demLions-Club International und dem Kreisheimatverein Coesfeld.

 

Besondere Persönlichkeiten, denen er begegnet ist:

Die Professoren Almuth Salomon, Gerhard Kratzsch, Erich Kosthorst

Ignaz-Wessel Frhr von Landsberg-Velen (wichtiger Förderer)

Tono Dreßen, Baumeister / Stadtheimatbund Münster

 

Team KHV Coesfeld: Peter Ilisch, Christian Wermert, Dorothea Roters, Christian Schulze Pellengahr u.a.

 

Mit dem Fotografen Andreas Lechtape sind 9 Bildbände entstanden. Die beiden sind seit 1985 freundschaftlich miteinander verbunden. Ihre Zusammenarbeit wurde von Tono Dreßen initiiert.


Veröffentlichungen

Zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze und sonstige Veröffentlichungen stammen aus HPs Feder. Zum Beispiel:

- Ortsgeschichte Nottuln

- Schwerpunkt Schul- und Bildungsgeschichte (E-Book)

- Alltagsgeschichte (Lüninge, Niewweltieden)

- Neun Bildbände für das Haus Aschendorff mit Andreas Lechtape

- Acht Bände einer Krimi-Reihe „Der Landkommissar“

- Hörspiele und Feature für den WDR


Zu guter Letzt

Eigentlich sollte für ein solches Gespräch eine Stunde reichen. Aber für diesen intensiven Gedankenaustausch waren es drei Stunden geworden, und es hätte durchaus noch länger dauern können. Denn Hans-Peters Erinnerungen sprudeln mit Intensität heraus, präzise und außerdem sehr unterhaltsam.

 

Die große Stärke liegt in seiner Fähigkeit, fesselnd erzählen zu können. Als Erzähler vermittelt Hans-Peter auf eine leichte Art und Weise fundiertes Wissen, was seine Zuhörerschaft in den Bann zieht. Diese Gabe wurde ihm in die Wiege gelegt.

 

Ich habe die Stunden mit ihm genossen und freue mich, ihn zu kennen.


Quellen

Text: Henning Stoffers

Fotos, soweit nicht anders angegeben: Archiv Hans-Peter Boer